Neue Wege braucht das Land

Porz Eil auf dem Weg nach Rösrath

Wir schreiben das Jahr 2020 und spätestens jetzt bekommen die deutschen Kommunen die Quittung für ihre jahrzehntelange Nachlässigkeit beim Bau zeitgemäßer Fahrradwege präsentiert.
Denn auch wenn es auf dem Bild etwas anders aussieht: der Radverkehr hat mit dem Corona-Frühling und dem anhaltenden Boom der E-Bikes mehr als nur spürbar zugenommen.
Die deutschen Städteplaner müssen plötzlich mit ansehen, wie sie auf der rechten Spur von Tausenden von E-Bikern mit ihren hochmodernen Powerbikes überholt werden.

Gerade in diesem Frühjahr und Sommer haben viele Menschen verstanden, dass sie sehr gut öfter mit dem Fahrrad fahren können. Mit dem E-Bike fahren sie regelmäßig längere Strecken und sind dazu auch noch deutlich schneller unterwegs.
Für die jahrzehntelang vernachlässigten Fahrradwege und ihre Macher entsteht damit jedoch ein sehr ernstes Problem! Denn während sich E-Bikes ziemlich schnell in großen Stückzahlen verkaufen lassen braucht die Entwicklung einer entsprechenden Verkehrsinfrastruktur im besten Fall ein paar Jahre. Meistens deutlich länger.

Die oft beschworene Verkehrswende ist sogar in Deutschland in Schwung gekommen und die stetig wachsende Zahl an Radfahrenden erwartet entsprechend ausgestaltete, gut markierte und vor allem sicher zu befahrende Radwege.
Wer regelmäßig längere Strecken mit dem Fahrrad zurücklegt möchte nicht dauernd die Straßenseiten wechseln, über Schlaglöcher und Bordsteinkanten manövrieren oder irgendwo im Nichts landen.

Mittlerweile haben so gut wie alle politischen Parteien die Bedeutung und Vorteile des Fahrrads im Verkehrsmix verstanden. Jetzt geht es (fast nur noch) um die zügige Anpassung beziehungsweise Entwicklung einer leistungsfähigen Infrastruktur für den Radverkehr.
Denn leider muss auch klar sein: wenn die Entwicklung von Radwegen nicht halbwegs Schritt hält mit der explosionsartigen Vermehrung sehr schneller Fahrräder, dann wird es unausweichlich zu einer entsprechenden Vermehrung schwerer Unfälle kommen. Auch unter den Radfahrenden.

Sülzbrücke in Hoffnungsthal

Was bedeutet das für Rösrath?

Auch in Rösrath sind schon jetzt deutlich mehr Radfahrende im Straßenbild zu sehen – gerade und vor allem mit E-Bikes. Auch in Rösrath legen die Menschen längere Strecken mit höheren Geschwindigkeiten zurück und bewegen sich zwischen den verschiedenen Stadtteilen. Jedoch sind auch in Rösrath die Wege dafür nur bedingt ausgelegt.

Gerade mit der merklichen Zunahme des Radverkehrs wird es immer wichtiger, dass ausreichend breite Spuren in beiden Fahrtrichtungen zur Verfügung stehen. Trotzdem müssen oft genug die Straßenseiten gewechselt werden, Kreuzungen sind oft nicht ausreichend markiert oder nur schlecht zu bewältigen und die sogenannten Schutzstreifen enden allzuoft im Nichts.
Insbesondere die Ortsdurchfahrten in Rösrath, Forsbach oder Hoffnungsthal machen auf dem Fahrrad nicht wirklich Spaß.

Einfache Antworten sind wie so oft nicht zu finden. Angesichts des begrenzten Platzes im öffentlichen Raum lassen sich leistungsfähige Radwege neben den bestehenden Straßen kaum realisieren.
Das Ganze läuft – wohl oder übel – auf einen gewissen Verdrängungswettbewerb zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln und insbesondere zwischen Auto und Fahrrad hinaus.
In vielen anderen Städten auf der Welt konnte man in diesem Jahr mit ansehen, wie Autospuren in Fahrradspuren umgewandelt wurden.

Das wird sich in Rösrath kaum machen lassen, trotzdem braucht es eine deutlichere und konsequentere Hinwendung zum Radverkehr, auch weil die Bürger zunehmend danach fragen werden.
Das Radwegenetz in und um Rösrath braucht mehr Zusammenhang und Kontinuität und muss vor allem noch mal ein ganzes Stück besser markiert werden. Nicht zuletzt die Autofahrer müssen schnell und zweifelsfrei erkennen, wo mit Radfahrenden zu rechnen ist.
Auf Dauer muss – auch in Rösrath – dem Radverkehr mindestens der gleiche Rang eingeräumt werden.

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