Immer noch Kidical Mass?!

Seit zwei Jahren sind wir jetzt mit der Kidical Mass in Rösrath unterwegs und haben seither viel Zuspruch erfahren und viele aufmunternde Worte gehört.

Allein, auf den Straßen ist von diesem guten Willen bisher nicht viel zu sehen. Wer – selbst als Erwachsener – mit dem Fahrrad in Hoffnungsthal unterwegs ist und beim Restaurant Fachwerk in die Kurve muss, fühlt sich glaube ich alles andere als wohl. Und auch Forsbach ist für Radfahrende nicht gerade eine Komfortzone.

Deswegen brauchen wir auch im Herbst 2023 immer noch die Kidical Mass, denn:

Wir brauchen immer noch Radwege, für die man nicht mutig sein muss.

Das Bundesverkehrsministerium hat in diesem Zusammenhang die fiktive Schülerin Laura entwickelt. Straßenbauliche Projekte sollen an Lauras Anforderungen und Bedürfnissen ausgerichtet werden.

Könnte Laura (11) in Rösrath entspannt und sicher zur Schule radeln?

Wenigstens Eines können wir an dieser Stelle mit Sicherheit sagen: Am Sonntag, den 24. September würde Laura bestimmt gerne mitfahren, denn dann heißt es schon zum 5. Mal Kidical Mass Rösrath!

Wie schon letztes Jahr um diese Zeit treffen wir uns auf dem Schulhof in Hoffnungsthal, von wo wir geschützt und begleitet von der Polizei über die Hauptstraße nach Rösrath und weiter zum Heidezentrum Turmhof radeln.

Dort erwartet uns alle das Erntedankfest der Wandeltage RheinBerg mit einem bunten und nachhaltigen Programm.

Bunte Fahrraddemo für alle Generationen

Auch wenn sich die Kidical Mass zunächst an Laura und ihre Freund:innen richtet, so schließt die Kidical Mass Rösrath ganz explizit auch die älteren Bürgerinnen und Bürger mit ein.

Gerade beim Thema Mobilität wird in letzter Zeit ein Konflikt zwischen den Generationen aufgemacht. Hier die jungen Wilden, die rücksichtslos über die Bürgersteige rasen. Auf der anderen Seite die große Zahl an älteren Menschen, die auf ihr Auto angewiesen sind.

Sehr schnell wird dann die Befürchtung geäußert, das Auto solle verbannt und sämtliche Parkplätze entfernt werden.

Dabei steht zum Beispiel in Hoffnungsthal der Ortskern voller Autos, einen vernünftigen Fahrradständer sucht man auf der Länge der Hauptstraße jedoch vergebens. Und in den ganzen Jahren ist auch nicht ein einziger Autoparkplatz umgewandelt worden.

Außerdem ist gerade die Generation der heute 60-jährigen außerordentlich mobil und allemal sehr interessiert daran, sich regelmäßig körperlich zu bewegen, auch und gerade mit dem E-Bike.

Intelligente Lösungen für die wachsende Stadt

Wir sehen es an allen Ecken und Enden: Rösrath wächst immer weiter. Der platzintensive motorisierte Individualverkehr gerät dabei zunehmend an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit.

Vor den Schulen sorgt die Flut der Elterntaxis regelmäßig für Chaos und Ärger bei allen Beteiligten. Die Wohnquartiere platzen aus allen Nähten und an schönen Tagen stöhnt Hoffnungsthal unter dem Autoverkehr der Schwimmbadbesucher.

Die ganze Geschichte ist also alles andere als ideologisch oder gar ein Krieg gegen das Auto. Das Auto führt diesen Krieg gewissermaßen gegen sich selbst. Angesichts des begrenzten Raums in unserer Stadt wird die reine Automobilität auf Dauer schlicht nicht funktionieren.

Rösrath als Stadt der kurzen Wege

Die Probleme sind also hinlänglich bekannt, die Lösungen eigentlich auch.

Spätestens mit der starken Verbreitung der E-Bikes/Pedelecs steht auch für das hügelige Rösrath eine praktikable und populäre Lösung zur Verfügung.

Gerade auf den kurzen Wegen des Alltags ist das Fahrrad fast nicht zu schlagen. Trotzdem entscheiden sich viele – auch ältere Mitmenschen – am Ende für das Auto. Einfach weil sie sich in der bestehenden Infrastruktur auf dem Fahrrad nicht sicher genug fühlen.

Die Politik muss sich bewegen

Wir alle wissen um die engen Grenzen der Rösrather Politik. Die Herausforderungen türmen sich auf, es mangelt an qualifiziertem Personal, die beiden Hauptstraßen liegen im Verantwortungsbereich des Landes NRW und kompliziert ist in Deutschland ja sowieso alles.

Trotzdem fehlt es leider im Mobilitätsbereich allzu oft auch an Fantasie, politischem Willen und vielleicht auch Mut. Rösrath hinkt in vielen Bereichen auch seinen Nachbarkommunen immer etwas hinterher.

Lohmar ist schon seit Jahren Mitglied der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen (AGFS).

Bergisch Gladbach befragte seine Bürger:innen nach Fahrradstraßen und wurde von Vorschlägen geradezu überschwemmt.

In Odenthal ist bereits das On-Demand-Taxi von Wupsi unterwegs.

Die Lösungen sind also schon da, sogar in unserer unmittelbaren Nachbarschaft.

Kidical Mass macht immer noch Spaß!

Es gibt also viele gute und sehr ernsthafte Gründe für die Kidical Mass Rösrath. Nicht zuletzt macht es aber allen Beteiligten auch einfach immer wieder großen Spaß.