Parking Day Rösrath
An diesem Freitag (15.09. – 14-18h) lädt die Initiative von Rösrath for Future erstmals zum Parking Day nach Hoffnungsthal ein.
Nun steht der Ort in der Regel ja bereits voll mit Autos, wozu braucht es da also noch einen eigenen Tag nur zum Parken?
Worum geht es beim Parking Day?
Tatsächlich soll der seit 2005 international stattfindende “Feiertag” darauf aufmerksam machen, dass Innenstädte (auch in Rösrath-Hoffnungsthal) eben anders genutzt werden können als ausschließlich für Autoparkplätze.
Zweifelsfrei wird damit eines der kontroversesten Themen unserer Zeit angeschnitten:
Wem gehört der öffentliche Raum und wie wird er verteilt?
Es ist kaum zu übersehen: Rösrath wächst und wächst. Damit ist aber auch klar, dass der schon jetzt begrenzte Raum tendenziell noch knapper wird. Das gilt für die Wohngebiete und in besonderem Maße natürlich für die Ortszentren.
Schon längst beklagen sich die Hoffnungsthaler über das ausufernde Parken der Schwimmbadbesucher und überhaupt stehen sich die Autos gewissermaßen auf den Füßen bzw. Felgen. Eigentlich ist (öffentlicher) Platz schon jetzt Mangelware; auch die Mieten sprechen eine eindeutige Sprache.
Andererseits ist es auch mitten in Hoffnungsthal durchaus normal, dass Wohnmobile dauerhaft am Straßenrand stehen.
Kein Thema spaltet so sehr wie das Parken
Nun könnte man auf eine einfache Lösung kommen: Autos, zumal sie immer größer werden, müssen einen kleinen Teil des großzügig für sie reservierten Raumes wieder abgeben.
Auf einem Autoparkplatz allein lassen sich gleich mehrere Fahrräder abstellen, der Raum wird also besser genutzt. Entlang der Hoffnungsthaler Hauptstraße jedoch existiert nicht ein vernünftiger Fahrradständer. Wie will man es den Leuten dann schmackhaft machen, statt mit dem Auto mit dem möglicherweise teuren E-Bike in den Ort zu kommen?
Die Stadt Rösrath aber zögert, auch nur einen der zahlreichen Parkplätze entlang der Hauptstraße entsprechend umzuwandeln.
Die Lösung ist zwar naheliegend, wahrscheinlich aber (zunächst) höchst unpopulär.
Die Rösrather, und vor allem der nicht zu vernachlässigende Anteil älterer Mitmenschen, sind von ihrem Auto irgendwie abhängig. Sie sind vielleicht nicht mehr so gut zu Fuß und auf einen Parkplatz direkt vor dem zu besuchenden Geschäft oder der Arztpraxis angewiesen.
Und da es in Hoffnungsthal sowieso an Parkplätzen mangelt, lässt die Stadt von diesem heißen Eisen lieber gleich die Finger. So hat es auf jeden Fall den Anschein.
Wie könnte der Rösrather Verkehr in Zukunft gestaltet werden?
Schnell heißt es, dass “wir” radikale Fahrradaktivisten das Auto verbieten und sämtliche Parkplätze abschaffen wollten.
Davon sind wir in der Realität 2023 geradezu meilenweit entfernt. Mit den Menschen wächst auch die Zahl der Rösrather Autos kontinuierlich und ein echtes Umdenken ist bisher nicht zu erkennen.
Das Auto in seiner aktuellen, sehr ineffizienten Verwendung stößt jedoch zunehmend an seine Leistungsgrenze. Mehr als 23 Stunden am Tag ist es ungenutzt und steht vor sich hin, oft genug auf öffentlichem Raum. Wenn es dann bewegt wird, transportiert es im Schnitt 1,2 Menschen, in der Hälfte der Fälle für eine Strecke von weniger als 5 km.
Ein Viertel aller Autofahrten sind sogar kürzer als 2 km. Bei 10.000 täglichen Bewegungen auf der Rösrather Hauptstraße sind das 2.500 Autofahrten!
Intelligente Lösungen nutzen
Der motorisierte Individualverkehr (MIV) in seiner jetzigen Form kann also kaum eine Mobilitätslösung für die wachsende Stadt anbieten.
Da kommt natürlich als erstes das Fahrrad bzw. E-Bike als ideales Fahrzeug für kurze Strecken ins Spiel. Die Stadt Rösrath ist hier gefordert, die entsprechende Infrastruktur bereitzustellen. In komfortablen Wegen wie auch in sicheren Abstellmöglichkeiten. Dieses Angebot wird unter Garantie dankend angenommen.
Darüber hinaus gilt es, die Alternativen zum privaten Pkw so attraktiv zu gestalten, dass der eine oder andere sich die Frage stellt, ob die Ausgaben für ein Auto denn überhaupt noch gerechtfertigt sind.
Ein Carsharing-Angebot existiert wohl seit einiger Zeit in Rösrath, perspektivisch sollte es in allen Stadtteilen etabliert werden, gerade auch in entlegenen wie Lüghausen oder Rambrücken.
On-Demand-Services, wie zum Beispiel das in Odenthal verfübare Angebot der Wupsi, sind eine moderne und flexible Ergänzung zum ÖPNV.
Auch ein professionell ausgestatteter Coworking-Space wäre eine Möglichkeit zur Reduzierung von Autofahrten.
Kein Krieg gegen das Auto
Weil es so oft missverstanden wird: Antrieb dieser Überlegungen ist kein plumper Autohass. Das Auto hat allemal seine Vorzüge und auch die meisten von uns sind damit unterwegs.
Allerdings, auch das gilt es zu wiederholen, kann das Auto in seiner aktuellen Nutzung schlicht die gestellten Anforderungen zunehmend schlechter bewältigen.
Also gilt es – auch in Rösrath – alternative, ökonomischere Verkehrsmittel zu fördern und ihnen mehr Platz einzuräumen.
Flächengerechtigkeit und Aufenthaltsqualität
Wie der öffentliche Raum “gerecht” aufzuteilen ist, wird sicher Gegenstand heißer Diskussionen sein.
Eine Möglichkeit dazu bildet der erste Parking Day, am Freitag zwischen 14 und 18 Uhr in Hoffnungsthal, wo Rösrath for Future zwei Flächen kurzfristig umwidmen wird.
Dieses sind die Hausnummern 254-258 (U. a, Till Eulenspiegel) sowie die Parkflächen hinter der Bushaltestelle am Rathaus.
Kommt gerne zahlreich vorbei und bringt Eure Ideen, Anregungen und kritische Gedanken ein.