RPR3 – eine aktuelle Bestandsaufnahme
Es wird sommerlich: Vogelgezwitscher und Pflanzen kündigen das endlich im Rheinisch-Bergischen Kreis an. Aufgrund der bisherigen Wetterverhältnisse merkt man das als Radpendler nach Köln allerdings erst nach und nach.
Daher soll die künftige Radpendlerroute 3 einmal einem aktuellen Praxistest unterzogen werden. Den Entwurf der geplanten Route hat der Rheinisch-Bergische Kreis 2022 veröffentlicht.
Los geht’s am Bahnhof in Rösrath und direkt der erste Teil ist noch Zukunftsmusik. Vom Bahnübergang am Gerottener Weg soll es entlang der Gleise künftig einen Fuß- und Radweg geben. So könnte man dann praktisch von den Fahrradboxen an der Bensberger Straße direkt über die ehemalige Bahntrasse in Richtung Köln starten.
So aber führt der Weg vorerst weiter über den Radstreifen am Sülztalplatz entlang in Richtung Stümpen.
Und hier gibt es die ersten Knackpunkte der derzeitigen Strecke.
Farbe bedeutet keine Sicherheit
Zum einen ist der Radstreifen ab der Ampel bergan zwar sichtbar rot markiert, aber wie die meisten wissen, ist Farbe noch keine Infrastruktur und schon lange keine Schutz. Der Platz für den motorisierten Individualverkehr (MIV) ist für ein sicheres Überholen an dieser Stelle aufgrund der Verkehrsinsel bei weitem nicht ausreichend, trotzdem erlebt man hier immer wieder gefährliche Überholmanöver.
Das mündet dann drin, dass Umwege gefahren werden, um diese Stelle zu meiden. So berichtet es etwa ein Vater der mit seinem kleinen Kind auf dem Rad unterwegs war und der nach einem Foto für diesen Artikel gefragt wurde:
Alleine würde ich den Radstreifen befahren, aber mit Kind ist mir das hier zu gefährlich.
Ein Aussetzen des Radstreifens an dieser Stelle wäre vermutlich die bessere Lösung gewesen. Denn jetzt wähnen sich viele Autofahrende auf „ihrem“ Fahrbahnteil auf der sicheren Seite, der gemeine Radler hat ja auch einen Bereich der Straße zugeteilt bekommen.
Hier ist dringender Handlungsbedarf.
Der andere Knackpunkt wird erst ab der Kreuzung Brückenweg offensichtlich. Dort hört der Radstreifen nämlich einfach auf. Wer es genau nimmt bleibt hier auf der viel befahrenen Kölner Straße und wechselt erst an der Kreuzung Pestalozzi Weg/ Schillerstraße auf den gemeinsamen Fuß- und Radweg auf der linken Straßenseite. Dass der südliche Gehweg aber schon für Radfahrende ab dem Sülztalplatz freigegeben ist, dürften nur wenige Ortskundige wissen.
Immer geradeaus
Entlang der Rösrather Straße geht es durch den Königsforst. Unschön sind hier die beiden Ampeln an den zu querenden Kreuzungen. An der Einfahrt zum Möbelzentrum wird der motorisierte Verkehr durch Kontaktspulen maßgeregelt. Leider wird mit jeder eingeleiteten Rotphase auch die Ampel am Fuß- und Radweg umgestellt und in Zeiten mit wenig Verkehr am frühen Morgen (gegen 6 Uhr sind hier schon eine handvoll mit dem Rad ganzjährig unterwegs) oder abends bzw. nachts muss man dann per Anfordungsknopf die Grünphase „erbetteln“.
Eigentlich noch unvorteilhafter ist es am Abzweig Bensberger Straße, kurz vor der Autobahnauffahrt Königsforst: Für den Fuß- und Radverkehr wird es nur grün, wenn die Anforderung per Knopf gestellt wird. Man sollte meinen, dass eine Umstellung der Ampeleinstellungen für Straßen NRW kein Problem darstellt.
Darüber hinaus ist die Strecke eigentlich gut nutzbar und baulich getrennt vom motorisierten Straßenverkehr. Wenn man allerdings noch im Dunkeln nach Köln fährt, gibt es Probleme: Radfahrende sind auf der linken Seite unterwegs und werden durch die entgegenkommenden Autos total geblendet. Das liegt zum einen an dem tiefer als die Straße liegenden Fuß- und Radweg und zum anderen an der asymmetrisch ausgerichteten Frontausleuchtung von Autos. Letzteres wird sich wohl kaum ändern lassen. Aber ein bisschen mehr Bewuchs auf dem Grünstreifen könnte schon für Verbesserung sorgen.
Etwas irritierend ist, dass es seit Jahren für die in die entgegengesetzte Richtung Fahrenden keine Benutzungspflicht gibt. Aus unbekannten Gründen sind sowohl an der Kreuzung Rather Mauspfad als auch an der Bensberger Straße in Richtung Rösrath keine blauen Schilder für einen gemeinsamen Fuß- und Radweg vorhanden.
In Rath angekommen, muss man nun auf Höhe der Einfahrt Am Gieselbach den Rather Mauspfad queren. Je nach Verkehrsaufkommen ist das ein schwieriges Unterfangen. Auch wenn die Straße hier gut einsehbar ist, würde ein Radweg auf der westlichen Seite des Mauspfades von der Kreuzung bis zur Zufahrt Am Gieselbach für eine sichere Querungsmöglichkeit an der Kreuzungsampel sorgen.
Die Fahrradstraße Am Gieselbach lässt sich dann wieder ganz entspannt fahren. Nach dem Röttgensweg geht es autofrei am Friedhof und an der Straßenbahnstrecke entlang. Lediglich beim Kreuzen der Straßen Fockerweg, Eiler Straße und Rather Schulstraße ist Vorsicht geboten.
Zukunft im Grünen
Der weitere Verlauf der RPR3 ist nun wieder eine wünschenswerte Planung, denn die derzeitige Ausweichroute über die Rösrather Straße in Richtung Ostheim und Vingst ist bei weitem keine gern genutzte Radroute. Zwar ist der Gehweg für Fahrräder freigegeben, aber dadurch dass er teilweise sehr schmal ist, ergibt sich schon Konfliktpotenzial mit dem Fußverkehr. Parkende Fahrzeuge und uneinsehbare Grundstückseinfahrten erschweren Pendlerfahrten ebenfalls.
Vermutlich ist dies auch ein Grund warum viele Radpendler*innen dann auf den Alten Deutzer Postweg und weiter entlang der Gremberger Straße ausweichen. Verkehrstechnisch keine schöne Route mit dem Rad, aber zur Anbindung nach Deutz (Hochschule, Bahnhof, Arena, Innenstadt) eine Alternative. Immerhin ist auf dieser Strecke größtenteils Tempo 30 vorgeschrieben oder es sind im weiteren Verlauf Radwege neben der Straße vorhanden.
Der neue Streckenverlauf würde dann als Verlängerung der Paffendorfstraße bis zur Haltestelle “Steinweg” führen. Derzeit gibt es hier nur einen Trampelpfad im Grünen. Von dort soll der RPR3 weiter entlang der Straßenbahngleise – vermutlich unter der Autobahn hindurch – bis zur Haltestelle “Autobahn” über einen noch zu bauenden Fuß- und Radweg führen.
Weiter geht es autofrei am Schulzentrum vorbei zur Weinheimer Straße. Die Radpendlerroute soll vermutlich nördlich der Wohnbebauung an den Straßenbahngleisen entlang zur Frankfurter Straße führen. Die derzeitige Planung lässt einen Zickzack-Kurs ins Badische Viertel erahnen. Sollte es so kommen, ist eine sehr gute Beschilderung von Nöten.
Konflikte vermeiden
Der Knotenpunkt Frankfurter Straße / Rösrather bzw. Ostheimer Straße ist schon immer eine sehr lebendige bis unübersichtliche Kreuzung gewesen, treffen hier doch alle Fortbewegungsarten geballt aufeinander inklusive Busbahnhof und Schrankenanlage. Ein Kreuzungspunkt den man als Radpendler eher vermeiden möchte aufgrund der vielfältigen Konfliktpotenziale und teilweise unschönen Ampelphasen.
Aber es gäbe eine mögliche Alternative: Herkenrathweg und Saarbrücker Straße.
Das würde bedeuten, die RPR3 von der Haltestelle “Autobahn” gen Süden zum Herkenrathweg und zum Hardtgenbuscher Kirchweg zu führen. Zur Weiterfahrt in die Saarbrücker Straße kann dort die bereits vorhandene Ampel zur Querung der Frankfurter Straße genutzt werden. Über die Konstanzer Straße (oder parallel dahinter durch den Park) wird man wieder auf die jetztige Routenplanung zurückgeführt, um dann durch den Wald und durchs Hövi-Land zum Vingster Ring zum kommen und diesen per Brücke zu überqueren.
Der weitere Weg schlängelt sich durch Vingst bis zur Unterfühurng zur Dillenburger Straße. Hier müsste man die viel befahren Straße überqueren, um auf den Radweg weiter Richtung Deutz zu kommen.
Die Dillenburger Straße ist für Radfahrende eigentlich gut ausgebaut mit rorter Pflasterung für einen Radweg. Der war einmal, denn die Benutzungspflicht wurde aufgehoben. Man kann sich also entscheiden zwischen Straße und freigegeben Fußweg.
Die weitere Route vom S-Bahnhof “Trimbornstraße” über die Gießener Straße bis zum Radweg ander Deutz-Kalker Straße soll einmal eine Fahrradstraße werden. Wünschenwert, aber auch umsetzbar? Gerade im Bereich um den S-Bahnhof geht es stets sehr wuselig zu und man muss unbedingt Obacht geben: Neben Radfahrenden sind Fußgänger*innen, E-Scouter, motorisierte Zweiräder und Autos kreuz und quer unterwegs.
Es gibt hier leider keine echt alternative Umfahrung, um die Bahngleise zu unterqueren. Die Kalker Hauptstraße ist da wenig attraktiv für Rad fahrende und weiter südlich wird das Fortkommen durch eine andere Bahnstrecke erschwert.
Die Restliche Route der RPR3 ist jetzt schon viel genutzt und erprobt. Von der Technischen Hochschule fährt man entlang der Arena zum Deutzer Bahnhof dann sogar autofrei bis zum Ziel am Ottoplatz.
Ein langer Weg
Schlussendlich gibt es noch viel zu tun, bis es eine Radpendlerroute zwischen Rösrath und Köln geben wird. Zwar ist der Rösrather Teil bis auf den gefährlichen Radstreifen am Sülztalplatz ganz gut nutzbar, doch auch hier – wie auf der gesamten Strecke – sind dann auch die Wegoberflächen, Bordsteinkanten, Beschilderungen und Ampelschaltungen zu verbessern.
Auf Kölner Stadtgebiet steht nach Kenntnis des Autors bisher noch keine Planung zu einem Radweg zwischen Rath/Heumar und Vingst bzw. Ostheim. Und die Planung zur Querung der Frankfurter Straße sollte unbedingt überarbeitet werden.